002 - Das Feuer im Bootshaus by Kristina Ohlsson

002 - Das Feuer im Bootshaus by Kristina Ohlsson

Autor:Kristina Ohlsson [Ohlsson, Kristina]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller/Krimi
Herausgeber: Limes Verlag
veröffentlicht: 2023-07-11T22:00:00+00:00


Die Wohnung stank nach Rauch und saurem Wein. Ola rümpfte die Nase, als er in die Diele kam, und machte sich nicht die Mühe, Jacke oder Schuhe auszuziehen. Er hatte keine Zeit, lange zu bleiben.

Ich habe schließlich auch noch einen Job, dachte er. Und ein Leben.

Trotzdem war ihm klar, dass er mit seiner Schwester sprechen musste. Über die Kinder, den Umzug und die blutigen Handschuhe. Über alles.

»Hallo!«, rief er. »Patricia?«

Sie antwortete nicht.

Ola schob die Tür zu ihrem Schlafzimmer auf. Auf der anderen Seite gab es Widerstand. Er drückte fest dagegen und kriegte die Tür trotzdem auf.

Ein paar Umzugskartons standen auf dem Fußboden.

Er schob sie beiseite.

»Patricia?«

Das Zimmer war in Dunkelheit gehüllt. Im Licht von der jetzt offenen Tür konnte Ola das Bett sehen. Ein Inferno aus Decken und Kissen. Auf der Matratze war kein Laken, und zwei der Kissen hatten keinen Bezug.

Ola zog an dem Deckenhaufen.

Zwei große Daunendecken.

Die erkannte er. Er hatte sie Patricia zu ihrem zwanzigsten Geburtstag geschenkt. Jetzt war sie bald vierzig, und die Decken hatten eine schmutzige Farbe angenommen und waren voller Flecken, weil sie offensichtlich keine Bezüge benutzte.

Ola ließ sie angeekelt los.

Anscheinend war Patricia woanders.

Ein Geräusch aus dem Badezimmer ließ ihn aufhorchen.

Dann war sie also zumindest zu Hause.

»Patricia?«

Während er rief, ging er zum Badezimmer.

Seine Schwester kreischte.

»Wer ist da? Hau ab!«

»Hör schon auf, ich bin es. Ola.«

Jemand ruckelte von innen unkontrolliert an der Klinke der Toilettentür, als ob die Person, die sich da drinnen befand, vergessen hätte, wie das Schloss funktionierte. Immer dieses Drama. Wie hielt sie das nur aus?

Die Badezimmertür ging auf, doch nicht ganz. Patricia hielt die Klinke fest und öffnete nur einen Spalt, durch den sie hinaussah. Ihre Haare waren nass und schwer und die Augen aufgerissen. Ihr Gesicht sah ausgemergelt und durchsichtig aus.

»Du kannst einem ja einen Schreck einjagen«, sagte sie mit dünner Stimme. »Wie bist du denn reingekommen?«

Trauer überkam Ola. Er war sieben Jahre älter als Patricia, doch während großer Teile seines Lebens war sie – im Guten wie im Schlechten – mutiger und unternehmungslustiger gewesen als er. Sie war für ihn eingetreten und hatte ihn bei verschiedenen Gelegenheiten gerettet, wenn er sich dumm und vernachlässigt vorkam.

Du warst immer so lustig, dachte Ola. So unterhaltsam.

Er selbst besaß diese Fähigkeit nicht. Nicht auf dieselbe natürliche Art. Patricia konnte mit jedem über alles reden, und die Menschen entspannten sich in ihrer Gegenwart. Wenn es mal schlechte Stimmung gab, dann konnte Patricia das Eis brechen und die Menschen zum Lachen bringen.

In der letzten Zeit hatte sie sich verändert. Was unterhaltsam wirkte, war jetzt manipulativ und berechnend geworden. Die Schwester, die Ola gemocht hatte und auf die er sich verlassen konnte, gab es nicht mehr.

Die Rollen waren jetzt vertauscht. Jetzt war es Ola, der Patricia schützte. Falls er das denn tat. Wenn er das bleiche, erschöpfte Gesicht seiner Schwester ansah, zweifelte er. Wie sollte er nun alles zur Sprache bringen, was gesagt werden musste?

»Ich muss mich zurechtmachen«, sagte sie leise und machte die Tür zum Badezimmer zu.

Ola drehte eine Runde durch die Wohnung. In den Zimmern beider Kinder waren die Betten nicht gemacht, und in der Küche herrschte dasselbe Chaos wie letztes Mal.



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